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446

Zllustrirte Welt.

Auf dem Arachenfets.
Erzählung
von
Hermann Wandel.
(Nachdruck verboten.)
Auf der Veranda eines Hotels in Königswinter war eine
bunte Gesellschaft von Vergnügungsreisenden versammelt. Am
lustigsten ging es an einem Tische mehrerer Herren zu, deren
Kostüme und sonstiges Aussehen den Offizier in Civil kenn-
zeichneten. Einer von ihnen, ein junger, schlanker Kapitän,
schien an der allgemeinen Fröhlichkeit keinen Theil zu nehmen.
Sein Blick schweifte bald über den grünen Rhein, bald tauchte
er in den mit edlem Rüdesheimer gefüllten Römer, bald suchte
er an einem nicht sehr weit entfernten Tische zwei dunklen
Augen zu begegnen. Die Geduld, mit welcher er jedesmal
den Aufschlag der langen Wimpern abwartete, bewies, daß
der Rhein und der Römer nur Etappen auf dem Wege zu
den dunklen Augen waren. Diese verdienten allerdings Be-
wunderung. Gehoben durch das lichte Blau des bis auf die
halbe Stirn zurückgeschobenen Schleiers, bildeten sie die Seele
eines edlen, feingeschnittenen Gesichtes von zarten Farben. Man
glaubte den feinen Linien dieses Profils, dem träumerischen, zum
Herzen dringenden Blick schon bei den Madonnen eines Raphael
oder Carlo Dolce begegnet zu sein.
„Aha!" rief einer der Offiziere, „jetzt weiß ich auch, web-
halb unser Freund Erich so still ist. Die schöne Engländerin
dort mit den großen Augen hat's ihm angethan."
„Nicht möglich!" lachten die Anderen. „Erich, der Weiber-
feind?"
Erich wurde ein wenig roth und spülte seine Verlegenheit
mit einem Schluck Rüdesheimer hinunter.
„Bei Gott," rief ein Anderer, „kein übler Geschmack! —
Wer mag nur der Partikulier neben ihr mit dem rothblonden
Knebelbart sein? Ein Hüne von Mensch! Doch nicht ihr
Mann?"
„Ihr Liebhaber kann es wenigstens nicht sein," entschied
ein Dritter. „Er sitzt ja wie ein Stockfisch neben der reizenden
Person — das thut nur ein Ehemann."
„Der Mensch sieht aus wie ein Sklavenhändler, der das
famose Mädchen irgendwo erstanden hat," sagte ein hellblonder
Lieutenant und strich seinen Schnurrbart.
„Ich würde ihu für einen Akrobaten halten," warf ein be-
leibter kleiner Artilleriehauptmann hin, dessen befremdliches
Civil zu ähnlichen abenteuerlichen Vermuthungcn hätte Anlaß
geben können. „Was meinen Sie, Herr von Waldberg?"
„Ich weiß nicht," erwiederte Erich, „weßhalb die Herren
sich unnöthig den Kopf zerbrechen. Fragen wir doch eine Au-
torität! — Kellner!"
„Herr Hauptmann?"
„Daß diese Kerle," brummte der Artillerickapitän, „einem
doch sofort den Kavalier ansehen!"
„Wer sind der Herr und die Dame dort am Fenster?"
fragte Erich.
„Engländer, Herr Hauptmann. Ein Mr. Vernal mit seiner
Frau; ja wohl, ja!"
„Frau?" fragten die Anderen, während Erich melancholisch
in sein Glas blickte.
„Frau; ja wohl, meine Herren!" lächelte die überlegene
Kellnerweisheit.
„Was für Leute sind das? Anständig?" fragte der Ar-
tilleriehauptmann.
„O — Gentleman, Herr Major. Sind erst seit gestern
hier und reisen heute wieder ab; aber — pikfeine Leute das!"
Er klimperte mit Geld in der Tasche und warf den Kopf
zurück, als schwelge er in der Erinnerung an ein fürstliches
Trinkgeld. Ein Kopfnicken Erich's bedeutete ihm, daß die
Audienz beendet sei.
„Welch' ein Glück dieser Herkules hat, solch' einen Engel
von Weib zu erhaschen!" seufzte der blonde Lieutenant. „Unser-
einem passirt dergleichen nicht."
Der nachdenkliche Blick, den Erich nach dem Fensterlische
sandte, mochte vielleicht der Begleitbrief eines ähnlichen Ge-
dankens sein.
„Ich finde das Exterieur dieses Mannes übrigens ganz
respektabel," ließ sich der behäbige Artilleriehauptmann ver-
nehmen. „Ein hübsches, männliches Profil, ein wenig Embon-
point — das gehört zu dieser Riesenfigur, macht stattlich."
„Ja wohl, stattlicher Dicker!" lachte ein Anderer.
„Der arme Erich!" hieß es. „Nun hat er sich wirklich
einmal in ein hübsches Mädchen verliebt — da ist das Mädchen
zum Unglück eine Frau."
Der Faden zu allerlei Neckereien war hiemit gefunden. Em-
pfindlichkeit lag nicht in Erich's Natur, aber es berührte ihn
unangenehm, daß die Dame in die nicht immer zarten Scherze
hineingezogen wurde. Wenn sein Blick ihren dunklen Augen
zufällig begegnete, glaubte er darin eine Art Vorwurf zu lesen,
als wüßte sie, daß von ihr die Rede war. Um dem ein Ende
zu machen, stund er auf, begab sich unter dem Vorwande,
der Wein verursache ihm Kopfweh, in's Freie und schlug den
Weg nach dem Drachenfels ein. Seine Gedanken aber kehrten
immer wieder zu der schönen Engländerin zurück. Die Kame-
raden hatten Recht: sie war die erste Dame, welche einen
liefern Eindruck auf ihn gemacht hatte. Aber — sie war ver-
heiratet! Nach ihrer Jugend zu urtheilen, erst kürzlich ver-
heiratet, vielleicht auf der Hochzeitsreise? Der glückliche Athlet!
Und da sitzt dieser Mensch wie ein versteinerter Polyp neben

der entzückenden Frau und thut nicht den Mund auf! — Erich
versetzte sich an seine Stelle und dachte, was er der Frau Alles
in die bezaubernden Augen erzählt haben würde. Sie passen
gar nicht für einander, sagte eine neidische Stimme seines
Innern. — Woher wußte er überhaupt, daß sie Mann und
Frau waren? Vom Kellner. Der Kellner konnte sich aber
geirrt oder die Unwahrheit gesagt haben!
Bei diesem aufregenden Gedanken machte Erich so plötzlich
Halt, daß ein Esel, der denselben Weg verfolgte, auf ein Haar
an ihn angerannt wäre.
„kuräon, NonÄLur!« hörte er eine weiche Frauenstimme
an sein Ohr klingen. Er blickte auf und gewahrte die schöne
Engländerin, welche sich bemühte, ihren Esel zur Seite zu zerren.
Erich trat einen Schritt zurück und zog erröthend den Hut. Die
Dame dankte graziös, ihr Begleiter berührte kühl seinen Ka-
labreser.
Erich blickte dem Paar eine Weile nach; dann setzte er seinen
Weg fort.
„Das wäre nun eine herrliche Gelegenheit gewesen, ein
Gespräch anzuknüpfen," dachte er; „aber meine fatale Blödig-
keit hat sie wieder unbenützt entschlüpfen lassen."
Wie der Moslem der grünen Fahne des Propheten, so
folgte Erich dem blauen Schleier seiner Engländerin. Mehr-
mals versucht, seine Schritte zu verdoppeln, um an ihre Seite
zu gelangen, gab er diese Absicht auf halbem Wege immer
wieder auf. So behielt der blaue Schleier immer einen ge-
wissen Vorsprung, und nur an den Biegungen der Serpentinen
war es Erich vergönnt, das schöne Profil der Reiterin zu sehen,
bevor dieselbe hinter den Bäumen des Waldpfades wieder für
einen Moment seinen Blicken entschwand.
In dieser Marschordnung waren die drei Personen fast auf
dem Gipfel des Felsens angelangt, als ein leichter Schrei er-
tönte, dem ein Helles Lachen und der Ruf des Eseltreibers:
^Ilöö, Fritz, ullo?!" folgte. Erich blickte auf. Der Langohr
der Engländerin hatte sich hingelegt und nahm von den ver-
doppelten Stockschlägen seines Treibers nicht die geringste Notiz.
Jetzt war der Augenblick für Erich gekommen, den galanten
Kavalier zu spielen: er sprang hinzu. Leider hatte die kräftige
Faust des Engländers „Fritz" schon wieder auf die Beine ge-
bracht; aber zum Glück fiel ihm der Fächer der Dame gerade
vor die Füße — ob aus Zufall, ob aus Absicht, wer mag das
ergründen? Als Erich den Fächer überreichte, berührte eine
ihrer Fingerspitzen zufällig seine Hand, was ihn fast noch mehr
elektrisirte, als der Streifblick aus den dunklen Augen. Er
kramte alle Reminiscenzen aus den englischen Sprachstudien
seiner Knabenzeit zusammen, um irgend eine englische Phrase zu
komponiren. Zu seinem Erstaunen antwortete ihm die Eng-
länderin im geläufigsten Deutsch. Sie war mehrere Jahre
in Koblenz in Pension gewesen. „In Koblenz!" dachte Erich
seufzend. „Warum hat mein Stern mir nicht Koblenz, statt
Köln zur Garnison angewiesen? Dann hätte ich mir vielleicht
diesen Engel erobert und der hölzerne Goliath wäre hinter
seinen heimatlichen Beefsteaks jedenfalls besser placirt." — Die
Unterhaltung mit der schönen Engländerin entflammte Erich's
Herz immer mehr. Ihre äußere Erscheinung hielt durchaus,
was sic versprochen. Die weiche, melodische Stimme, ihr liebens-
würdiges Wesen und das vortreffliche Herz, welches ihr auf
der Zunge lag und aus den Augen strahlte, standen in völliger
Harmonie zu den reizenden Zügen. Erich redete sie geflissent-
lich öfter als nothwendig „gnädige Frau" an, in der Erwar-
tung, ein Lächeln des Protestes auf ihrem Gesichte zu lesen;
aber vergebens. Seine letzte Hoffnung wurde vernichtet, als
er sie auf dem Aussichtspunkt orientiren wollte und sie ihm
erzählte, daß sie vor zwei Jahren mit ihrem Mann an derselben
Stelle gestanden habe. Sie sagte dieß ganz leise und in einem
so schmerzlichen Ton, wandte sich hiebei ckuch gar nicht an ihren
Mann, daß Erich sie betroffen ansah und Thränen in ihren
Augen erblickte. Arme Frau! Behandelte ihr Mann sie roh?
— Dazu sah er zu gutmüthig und zu indifferent aus. Liebte
er sie nicht? — Dieser stumme Obelisk von Mensch war sicher-
lich nicht im Stande, die Poesie der Liebe eines solchen Engels
zu verstehen. Er hatte vermuthlich eine GeldHeirath oder eine
aus langer Hand von einem Dutzend amphibischer Schmacht-
lockenbasen vorbereitete Konvenienzheirath mit der Unglücklichen
geschlossen. Erich hätte Thränen vergießen können, so leid that
ihm die arme Frau.
Als hätte der Engländer Erich's Gedankengang belauscht
und wollte sich in ein besseres Licht bei ihm setzen, trat er auf
diesen zu, legte seine schwere Hand auf die Balustrade und be-
gann mit unendlicher Langsamkeit und hoch gezogenen Augen-
brauen von seinen Reisen in Norwegen zu erzählen. Erich
kribbelte es in allen Fingerspitzen bei dem monotonen Schlepp-
organ. Bisweilen sah er sich hülfeflehend nach der schönen
Frau um; aber sofort belehrte ihn eine schwere Hand auf seiner
Schulter oder der Knopf eines Bambus auf seiner Brust, daß
er stillzuhalten habe. Der Engländer war einmal aufgezogen,
jetzt mußte er ablaufen.
So waren sie schon bis zur halben Höhe des Drachenfels
wieder hinabgestiegen, als die Frau sich endlich Erich's erbarmte
und ihren Mann mitten in einer Gletscherbesteigung unterbrach.
Der Engländer schwieg und blieb auf seinem Gletscher vermuth-
lich sitzen; denn Erich hörte an diesem Abend kein Wort wieder
von ihm. Zugleich nahm der Insulaner so energisch die Töte,
als wollte er Erich xlsin pouvoir geben, seiner Frau den Hof
zu machen. Erich hätte gern ein Stück Lebensgeschichte von
seiner schönen Begleiterin gehört und namentlich gern erfahren,
weßhalb sie mit ihrem Mann so unglücklich lebe; aber ihre
wieder völlig heitere Stirn und ihr ruhig-klarer Blick benahmen
ihm den Muth, hierauf das Gespräch zu bringen.
Vor dem Hotel angelangt, verabschiedete ihn die schöne Frau

mit graziösem Lächeln und gab ihm noch einmal Gelegenheit,
sich durch einen Blick in ihre dunklen Augen zu berauschen.
Der Engländer schüttelte Erich die Hand, vermuthlich aus Dank-
barkeit für die geduldige Begleitung nach den Gletschern- Nor-
wegens. Erich stammelte einige unverständliche Worte des Ab-
schieds, sah den blauen Schleier mit einem Seufzer verschwinden
und wandelte dann langsam und wie im Traum am Rheinufer
entlang, seine heiße Stirn in der Abendluft kühlend. Es war
so recht ein Abend für verliebte Schwärmer — und daß der
sonst so nüchterne Erich gründlich verliebt war, ging daraus
hervor, daß ihm alle Reize der Natur nur Seufzer abzugewinnen
vermochten.
Zur Entnüchtcrung von seinem Liebcstaumel gelangte er
erst auf der Rückfahrt im Eisenbahncoupö, als die schonungs-
losen Scherze der Kameraden die Kritik an seine unglückliche
Liebe legten.
Nicht, daß Erich seine ganze Leidenschaft für die schöne Eng-
länderin mit einem Ruck über Bord geworfen hätte. So würde
vielleicht mancher leichtblütigere Kamerad gehandelt haben, der
von Blume zu Blume flatterte und den unerreichbaren Blüten
ohne viel Bedauern den Rücken kehrte. Erich, dessen Herz die
sengende Flamme der Liebe zum ersten Male berührte, war
nicht so leicht zu kuriren. Jeder blaue Schleier auf der Straße
rief ihm ihr Bild zurück, die schlechte Kopie der Sixtina über
seinem Sopha nahm ihre Züge an, auf einsamen Spazierritten
tauchte sie aus dem Walde hervor, ja selbst bei dem alltäglichen
„Gewehr auf" uud „Gewehr ab" ertappte er sich über dem
Gedanken an sie. Indessen ein preußischer Kompagniechef hat
nicht die Zeit dazu, wesenlosen Träumereien nachzuhäugen. Das
Bild der schönen Engländerin rückte ferner und ferner, nur die
dunklen Augen erschienen bisweilen wie zwei Sterne an dem
grauen Horizont seines Gar^onlcbens, Schattengrüße glücklich
verlebter Stunden.
Als der Schnee auf den Dächern des kölner Domes lag,
vermeinte Erich, sein Herz wäre unter dem Winterfrost gleich-
falls erstarrt. Es ist aber eine alte Unart des Frühlings, alle
Wunden, welche Amor geschlagen, auch die scheinbar vernarbten,
wieder aufzureißen. Als der Wonnemonat seine Blüten streute,
den Singvögeln den Mund öffnete und mit all' seinen Reizen
sich in die Brust der Kreatur schmeichelte, da leuchteten auch die
Sterne wieder an Erich's Horizont, zogen näher und näher, bis
die Engländerin vom Drachenfels in strahlender Schönheit ihm
vor Augen schwebte.
Er warf die „Studien über Jnfanterietaktik" beiseite und
schlenderte zur Rheinbrücke hinab. Die linde Frühlingsluft mit
Behagen in sich aufnehmend, blickte er sinnend in den unter
ihm dahinschießenden Strom. Hatte der Rhein ihm etwas an-
zuvertrauen? Brachte er ihm leise Grüße aus Künigswinter
und vom Siebengebirge? Wer weiß es!
Jedenfalls bestieg am nächsten Morgen ein Herr in einem
nagelneuen Civilanzuge das „zu Berg" fahrende Salonboot
und rief von der Laufbrücke einem Soldaten zu: „Also in vier-
zehn Tagen komme ich zurück, Niklaus — um acht Uhr am
Bahnhof sein — und daß Du mir die Ella gut futterst!"
„Befehl, Herr Hauptmann!" nahm der Bursche die Hacken
zusammen.
Wohin fuhr Erich? Wie angenehm, daß man das auf
einem Rheindampfer nicht zu wissen braucht! Die Hauptsache
ist, daß man vierzehn Tage Urlaub in der Tasche hat, das
Uebrige findet sich.
Da von Köln bis Bonn die Rheinufer nichts Interessantes
bieten, so benützte Erich diese Zeit, um seine Zeitung zu lesen,
die Reisegesellschaft zu mustern und dem Kellner Lebensart an-
zuerziehen. Als aber das Siebengebirge in Sicht kam, war er
nur noch Auge und, ehe er sich dessen versah, nur noch Herz.
Da war der Drachcnfels, dort hatte er gestanden neben dem
schönsten Weibe, das er je gesehen. So lauge er auch hinauf-
schauen mochte, kein blauer Schleier wehte grüßend herab. Ein
verstohlener Seufzer entrang sich seiner Brust.
„Königswinter!" rief eine rothblousige Matrosenfigur über
das Schiff.
Mechanisch griff Erich nach seinem Bittet, steckte es wieder
fort und zog es von Neuem hervor. „Nur zu!" dachte er bei
sich. „So wehmüthig die Erinnerung, fo schön ist sie auch. Ich
muß dort hinauf."
Das Boot legte an. Während Erich den Strom der von
Bord Gehenden an sich vorüberließ, gewahrte er auf der Lan-
dungsbrücke ein paar riesige Pappschachteln und in Begleitung
derselben zwei Damen, die augenfcheinlich an Bord wollten. Die
Jüngere trug einen runden Hut mit blauem Schleier. Erich
stieß unwillkürlich einen leisen Schrei aus und steckte sein Billet
hastig in die Tasche. „Sollte sie es wirklich fein?" dachte er
klopfenden Herzens. „Die Figur ist dieselbe, wenn ich nur vor
dem Sonnenschirm und dem Hut ihr Gesicht sehen könnte!"
Sein Wunsch wurde in demsslben Augenblick erfüllt — sie
war es nicht. Er suchte sein Billet wieder hervor. — In-
zwischen waren die beiden Damen an Bord gelangt. Die
Aeltere von ihnen kam mit ausgebreiteten Armen auf Erich zu
und rief schon von Weitem: „Kennst Du denn Deine Tante
gar nicht mehr, lieber Erich? Ich habe mir fast den Arm aus-
gewinkt mit meinem Sonnenschirm."
Erich machte ein verdutztes Gesicht: seine Tante aus Koblem,
eine Generalsnntüb, die er seit Jahren ignorirt hatte, stand
vor ihm.
„Verzeihung, liebe Tante," begann er.
„Und kennst Du auch Clarissa gar nicht mehr?" fuhr die
lebhafte Tante fort, auf die blaubeschleierte Tochter deutend.
„Das Kind ist heraugewachsen, seit Du nicht bei uns gewesen."
Erich reichte seiner hübschen Cousine die Hand und sagte
ihr einige Verbindlichkeiten.
 
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